"Untersuchung zur Militarisierung Osthessens"

Lange genug haben wir in unserer Region den Bau von mehr und mehr militärischen Einrichtungen beo- bachtet sowie die immer häufiger sich hier abspielenden militärischen Übungen registriert. Schließlich haben wir aus- reichende Indizien gesammelt für beabsichtigte US Truppenkonzentrationen in diesem grenznahen Gebiet. Nebenbei haben wir alle erhältlichen Informationen (offizielle wie kritische) über die zentrale Rüstungs- und Strategieplanung verarbeitet, um Rückschlüsse zu ziehen.

Immer deutlicher konnten wir so erkennen, welche Rolle unserer Heimat von der westlichen „Führungsmacht“ zugewiesen wurde, wie Vogelsberg und Rhön, Spessartrand und Kinzigtal sowie die Ebenen um Fulda und Gießen nicht nur als Gefechtsfeld der der ersten Stunde verplant sind, sondern mehr und mehr präpariert werden zum Aufmarschgebiet.

Zerstörung von Lebensraum, Einschränkung von Bürger – und Gemeinderechten, Dauerbelästigungen und Gefährdungen hohen Grades sind die unmittelbaren Folgen: einklagbare Straftatbestände?


Die weitreichendsten recht- lichen und politischen Kon- sequenzen jedoch resultieren aus der generellen Frage- richtung unserer Unter- suchung am 1. Und 2. Oktober:
Wenn diese US Regierung sich bereit zeigt (durch Worte und Taten), in Ländern der Dritten Welt zur Durchsetzung ihrer Interessen einen Krieg in Kauf zu nehmen und die weiteren unabsehbaren Folgen auf unser Land zu verlagern – entgegen unserer wirklichen Sicherheitsinteressen, kann dies als tendenziell verbrecherisch bezeichnet werden? Wie anders ist die Stationierung von Erstschlag- bzw. Ersteinsatzwaffen, wie anders ist der Aufmarsch in vorderster Linie ihrer „Zentralfront“ zum anderen Militärblock zu verstehen?

Offizielle Erklärungen, dies sei für unsere  „Verteidigung“ notwendig, können wir keinen Glauben mehr schenken. Wir wissen viel, - wir müssen handeln. Das ist unsere demokratische Pflicht.

Um dieses Wissen demokratisch handelnd umzusetzen, dazu soll diese gemeinsame, von Experten kontrollierte Untersuchung dienen. Mit ihren Ergebnissen ließen sich Parlamentarier und Gerichte in die Pflicht nehmen, ließen sich weite Kreise in Kirchen und Gewerkschaften sowie demokratischen Medien mobilisieren, um schließlich dazu beizutragen, daß die objektiv betroffenen Menschen unserer Region, unseres Landes, mehr und mehr auch subjektiv betroffen werden.

 

Quelle Text: Einleitungstext: "Untersuchung zur Militarisierung Osthessens"          

Fulda Orangerie 1. + 2. Oktober 1983