Sprengkammern

Im Ernstfall würden die Bewohner der Ortschaft Giesel im Landkreis Fulda wohl nur einen dumpfen Knall hören. Und von der radioaktiven Staubwolke blieben sie vielleicht verschont, wenn der Wind günstig steht. Nur den brennenden Wald hinter der Schmittskuppe könnten die Dörfler sehen. Die Flammenwand gehört zum Einsatzplan der deutschen und amerikanischen Pioniere. Ihre Aufgabe: den drohenden Vormarsch sowjetischer Truppen zu stoppen und durch die Zündung einer Atommine die Straße nach Istergiesel unpassierbar zu machen. Vielleicht erinnert sich im Dorf nachträglich jemand an den schweren Schachtdeckel auf der Straßenmitte, und daran, daß dort von Zeit zu Zeit die Durchfahrt verboten war, weil Soldaten dort ein Manöver abhielten.“

Was ADM´s militärisch leisten können, beschreibt ein Offiziershandbuch der amerikanischen Armee so: „Atomminen werfen künstliche Hindernisse auf, lösen Waldbrände aus, zerstören Straßen, Brücken, Tunnels, Schleusen, Flugplätze, Betriebe, die dem Feind nicht in die Hände fallen sollen. Was sie sonst noch anrichten steht in einem 20 Jahre alten Bundeeswehr-Dokument: „Der Einsatz von atomaren Minen in relativ stark bewohnten Gebieten...würde rund zehn Millionen Deutsche unmittelbar, die gesamte Bundesrepublik mittelbar in Mitleidenschaft ziehen.“

ADM- Kommandant John F. Rybicki: Atomminen könnten wesentlich wirkungsvoller sein, würde sie man erst dan zünden, wenn sich feindliche Truppen am Explosionsort befinden. Militärisch besonders wertvoll sei als „Bonuseffekt“, daß durch die freiwerdende Strahlung Soldaten auch noch in einiger Entfernung vom Explosionsort getötet würden und die Umgebung nuklear verseucht sei.

Quelle Text: STERN /38 / 28.07.1983 „Die Atombombe im Rucksack“  / Uwe Zimmer / William M. Arkin

 

Wallmeister

Die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland ist ohne das Sicherstellen der Opertionsfreiheit für die Nato – Streitkräfte schlechthin unmöglich. Die Nato – Streitkräfte müssen sich darauf verlassen können, daß ihre Truppen in einem Verteidigungsfall sich ganz ihrer Verteidigungsaufgabe widmen können und die dafür erforderliche Operationsfreiheit in den rückwärtigen Gebieten für sie gewährleistet wird. Die erste Schlacht wäre bereits verloren, wenn aufmarschierende Divisionen und Brigaden der Nato in Bevölkerungsbewegungen verkeilt oder vor gesprengten Brücken stehend ihre Einsatzräume in der erforderlichen Zeit und Stärke nicht erreichen könnten. Da TerrHeer hat deshalb bereits im Frieden alle Vorbereitungen zu treffen und seine Mobilmachungsplanungen darauf einzustellen, daß im spannungs- und Verteidigungsfall die Nato Streitkräfte reibungslos ihre Aufmarschbewegungen durchführen können.

Die Befehlshaber des TerrHeeres handeln bei der Durchführung dieser Aufgaben als sogenannte „Befehlshaber in der rückwärtigen Kampfzone“ (Reap combat zone commander), sie werden im Auftrag der Nato Oberbefehlshaber (z.B. einer Heeresgruppe) tätig.

Den Organen der Wallmeister sind wichtige Aufgaben bei der Sperrbearbeitung des Terretorialheeres übertragen worden. Sie sind hierzu in Wallmeistergruppen und Wall- meistertrupps gegliedert, die den VBK unterstellt sind.

 


Ihr Aufgabengebiet umfaßt im Frieden und Verteidigungsfalle:

  • Zusammenarbeit mit Kommandobehörden und zivilen Dienststellen bei Planung, Erkundung, Anlage, Überprüfung und Unterhaltung vorbereiteter Sperren
  • Überwachung und Bauausführung hinsichtlich der Erfüllung militärischer Forderungen, Mitwirken bei der Bauabnahme und Übergabe der fertigen Objekte an die Nato – Truppe
  • Überwachung und Unterhaltung vorbereiteter Sperren
  • Führen der Sperrunterlagen, einschließlich der angaben über „Trennschnitte“ usw.
  • Einlagerung erforderlicher Sperrmunition
  • Zusammenarbeit mit zivilen Behörden insbeondere mit Bezirksregierungen, Kreis- und Stadtverwaltungen, Straßenbauämtern, Bundesbahndirektionen u.a. auf den jeweilig entsprechenden Führungs-/ Leitungsebenen
  • Unterstützen von Übungen der Truppe an den Sperrobjekten
  • Unterstützen der Pionierführer der NATO Kommandobehörden bei Planung und Erkundung von „feldmäßigen“ Sperren
  • Fertigen und Mitarbeit von/und an Unterlagen der Pioniertechnischen Führungshilfen
  • Mitarbeit an vorbeugenden und vorbereitenden Maßnahmen für Pionieraufgaben im Rahmen der Schadensbekämpfung und des Katstrophenschutzes.


Quelle Text:

Die Bundeswehr – eine Gesamtdarstellung, BD. 12, Reinfried Walitscheck, Auflage 1, 1980